Softwareentwickler:innen sind auch 2024 heiß begehrt. Die Unternehmen überbieten sich im Recruiting. Sandra Sonderegger, Head of Recruiting, Learning & Development hat sich auf Basis von Gesprächen mit Developer:innen und ihren Erfahrungen aus diesem Grund einige Gedanken gemacht, wie man diese Berufsgruppe glücklich machen kann.
Rund um das Berufsfeld der Devs ranken sich viele Mythen und Klischees. Wer kennt nicht die Geschichte der ominösen Pizza, die um Mitternacht durch den Türschlitz angeliefert wird? Aber dieses Bild vom „Lonesome Warrior“ ist nicht mehr richtig. Wir meinen sogar: Ohne echten Teamzusammenhalt bleiben die Teammitglieder nicht lange im Unternehmen. Die Bandbreite reicht dabei in unserer Erfahrung von gegenseitiger Unterstützung in der Arbeit bis hin zu gemeinsamen Freizeitaktivitäten und Freundschaften. Jedes Individuum profitiert in einem Team von den unterschiedlichen Fähigkeiten, Kenntnissen und Persönlichkeiten aller anderen Teammitglieder. Wichtig ist dabei auch die eigene Führungskraft, die sich für das Team einsetzt, sich Zeit nimmt und fachliche Expertise einbringt. Das persönliche „Du“ statt dem förmlichen „Sie“ macht zudem den Austausch über Abteilungs- und Bereichsgrenzen einfacher.
Am IT-Arbeitsmarkt drängt sich eine Vielzahl an Arbeits(zeit)modellen wie Teilzeit, Gleitzeit, 4-Tage-Woche (bestenfalls bei vollem Lohnausgleich), Fully-Remote, hybrides Arbeiten, Workation, Sabbatical und vieles mehr. Aber was ist am Ende wichtig? In unserer Wahrnehmung wollen Developer:innen einfach flexibel arbeiten können. Unter dem Begriff „Flexibilität“ verbergen sich meist ganz individuelle Wünsche. Dazu kommt, dass je nach Lebensabschnitt und Alter unterschiedlichste private Themen auf die eigenen Ansprüche an den Arbeitsplatz einwirken. Was für junge Berufseinsteiger:innen super-bequem ist, kann für Devs mit kleinen Kindern eine organisatorische Herausforderung darstellen. Um Softwareentwickler:innen glücklich zu machen, bleibt dem Arbeitgeber, sich flexibel auf den Bedarf von Mitarbeiter:innen einzustellen und ein möglichst breites Angebot an Modellen zu schaffen.
2024 ist Geld für Developer:innen ein Thema, besonders im Angesicht der aktuellen Inflation. Der Verdienst sollte den Anforderungen angemessen und marktkonform sein, da gibt es keine Debatte. Muss es aber zwangsläufig das Top-Gehalt der Branche sein? Solange das Gehalt adäquat ist und auch der eigenen Erwartung entspricht, werden Developer:innen nicht leichtfertig wechseln. Da spielen andere Faktoren, wie etwa die Stabilität oder das Gesamtpackage des Unternehmens, durchaus eine bedeutende Rolle. Das Streben nach dem absoluten Maximum, dem Spitzengehalt, setzen Developer:innen dabei ins Verhältnis mit den Rahmenbedingungen und den geldwerten Vorteilen, die ein Unternehmen bietet.
Der Software-Stack beeinflusst sicher die Entscheidung, ob man einen Job annimmt. Niemand, der schon eine Leidenschaft für eine andere Programmiersprache entwickelt hat, wird angesichts des derzeitigen Bewerbermarkts in einer Firma anheuern, die den gewünschten Tech-Stack nicht einsetzt. Arbeiten Devs jedoch bereits länger im Unternehmen, sind es meist andere Interessen, die zählen. Die bisher gesammelten Erfahrungen sowie die Zufriedenheit im Team beziehungsweise im Job führen dazu, dass Developer:innen nicht ständig dem Drang unterworfen sind, die allerneuesten Software-Stacks zu kennen. In einem bestehenden Job ändert sich dieser zumal nicht permanent, da können andere Challenges, wie komplexe Kundenanforderungen in den Vordergrund treten und Herausforderungen darstellen. Den Idealfall stellt ein Ökosystem dar, in dem man sich als Developer:in entfalten kann. Ein Arbeitsplatz mit langfristiger Perspektive, Sicherheit und einem stabilen Team hat eben einen anderen Stellenwert als ein austauschbarer Arbeitsplatz oder reines Branchenimage.
Auch dieser Trend ist erkennbar: Nicht jede:r Developer:in verfolgt eine personelle oder fachliche Führungskarriere. Karrierepfade und die Möglichkeiten in einem Projekt mitzugestalten sind voneinander zu trennen. Beide sind legitim und können glücklich machen. Eine Führungsrolle ist für viele Developer:innen nicht zwingend im eigenen Karrierepfad vorgesehen oder sie hat in bestimmten Lebensphasen bewusst keine Priorität. Demgegenüber stehen die vielfältigen Möglichkeiten im eigenen Projekt an Herausforderungen zu wachsen. Eigenverantwortung und Selbstorganisation stehen hoch im Kurs. Wichtig ist, dass die eigene Meinung zählt und wertgeschätzt wird. Unternehmen, die agile Arbeitsmethoden einsetzen und horizontale Entwicklungsmöglichkeiten bieten, punkten hier deutlich.
Die Erwartungshaltung an den Arbeitsplatz und das Equipment ist hoch. Was eine gute Arbeitsplatzausstattung aus Sicht von Developer:innen ausmacht, ist in erster Linie abhängig von bisherigen Erfahrungen und individuellen Vorlieben. Da ist der höhenverstellbare Tisch, den man vielleicht schon im vorherigen Job hatte. Oder die High-End-Workstation, die nervige Wartezeiten minimiert. Neben Mindeststandards, die jeder Arbeitsplatz haben sollte, sind individuelle Must-Haves wie ein zusätzlicher Extra-Bildschirm, eine Spezialtastatur und vieles mehr gefragt. Manche Unternehmen erlauben sogar den eigenen Vierbeiner im Büro. Wichtig ist zudem die Arbeitsumgebung: Größe und Ausstattung von Büroräumen, das Vorhandensein von Konzeptionsräumen, einladende Gemeinschaftsräume und Küchen sind Faktoren, die das Wohlbefinden beeinflussen. Nicht zu unterschätzen ist der Standort des Unternehmens. Ist dieser mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder sogar mit dem Fahrrad gut erreichbar, ist das ein echter Pluspunkt.
Wir leben aktuell in einer Zeit der multiplen Krisen. Und das wirkt sich auch auf die Arbeitsplatzwahl aus. Gerade in einem Bereich, in dem viele Jobperspektiven geboten werden, legen Developer:innen erhöhtes Augenmerk auf eine Arbeit mit gesellschaftlichem Mehrwert und einem ethisch korrekten Zugang. Da spielen Themen wie der nachhaltige Umgang mit Ressourcen (Stichwort: Green IT), der persönliche und faire Umgang miteinander, langfristige ethische Unternehmensstrategien und vieles mehr eine zunehmend bedeutendere Rolle. Wichtig dabei ist, dass es sich nicht nur um Lippenbekenntnisse handelt, sondern diese Werte ernst genommen werden. Denn ein Job mit Sinn macht noch glücklicher.
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