Was macht Onlinebewertungen vertrauenswürdig?

Unser Kollege Sebastian ist, neben seiner Tätigkeit im Customer Service, auch Student der Wirtschaftsinformatik an der WU Wien. Seine Bachelorarbeit hat er dem Thema Online Reviews gewidmet und dabei die Fragestellung „Which factors make online reviews trustworthy?“ untersucht. Das wollten wir genauer wissen, denn unsere Mitarbeiter:innen bewerten RUBICON beispielsweise als Arbeitgeber auf kununu. Da liegt die Frage nahe: Was macht denn nun eine Bewertung glaubwürdig?

Man kann heutzutage nahezu alles online bewerten. Vom Restaurant, über Hausarzt oder -ärztin bis zum Arbeitplatz: dazu dienen diverse Bewertungsplattformen wie kununu, Glassdoor oder Greatplacetowork. Auch RUBICON ist auf unterschiedlichen Onlinebewertungsportalen vertreten. Bewerber:innen nutzen solche Portale, um vorab einige Eindrücke in verschiedenste Bereiche des Unternehmens wie die Arbeitskultur, das Teamklima und natürlich die finanzielle Kompensation zu erhalten. Somit ist es auch nicht verwunderlich, dass durchschnittlich rund 80% der Bewerber:innen vorher auf Bewertungsplattformen nachsehen, um einen ersten Eindruck vom Arbeitgeber zu erhalten.

Weshalb schreibt man Bewertungen?

Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass Personen, die vom Produkt, einer Dienstleistung oder einem Arbeitgeber äußerst enttäuscht wurden, dies auch online mitteilen wollen. Dieser Umstand kann das Gesamtbild logischerweise deutlich verzerren. Potentielle Bewerber:innen können diese Verzerrung aber meist relativ gut herauslesen. Wenn beispielsweise ein oder eine Rezensent:in lediglich eine schlechte Bewertung abgibt, ohne jedoch zu begründen, weshalb der Arbeitgeber nicht den Erwartungen entsprochen hat, können viele Leser:innen diese Unstimmigkeit relativ leicht erkennen. Auf der anderen Seite möchten Arbeitnehmer:innen ihren Arbeitgeber für eine außergewöhnlich gute Behandlung bzw. Benefits mit einer gut durchdachten und argumentierten Onlinebewertung „belohnen“.

Personen, die sich für den jeweiligen Arbeitgeber interessieren, können daraufhin verschiedenste Bewertungen, Meinungen und Argumente online lesen und sich mit Hilfe der Bewertungen eine eigene Meinung bilden. Denn die ständige Informationsflut, kann nur mit wirksamen Filtermethoden erfolgreich bewältigt werden. Im Fall von Entscheidungsprozessen, wie dem Evaluieren eines potenziellen Arbeitgebers, können spezifische Faktoren von Onlinebewertungen identifiziert werden, die das Vertrauen beeinflussen und  Bewerber:innen helfen, eine fundierte Entscheidung zu treffen. Diese Faktoren waren der zentrale Bestandteil meiner Bachelorarbeit und ich gebe hier einen kurzen Einblick.

Was macht eine gute Bewertung aus und woran erkennt man die Glaubwürdigkeit?

Bewerber:innen, die die Vertrauenswürdigkeit einer Bewertung schnell und mühelos beurteilen wollen, sind gut beraten, zunächst die folgenden Bewertungsmerkmale zu überfliegen, um einen ersten Eindruck von der Vertrauenswürdigkeit zu erhalten. Grundsätzlich sind längere, gut formulierte und argumentierte Bewertungen gegenüber kürzeren Bewertungen zu bevorzugen. Sollte also eine Bewertung in ein bis zwei kurzen Sätzen die gesamte Unternehmenskultur bemängeln ist definitiv Vorsicht geboten. Dabei ist zu beachten, dass längere Rezensionen nur dann besser sind als kürzere, wenn der Inhalt der Rezension auch von brauchbarer Qualität ist und für Leser:innen relevante Details enthält.

Danach sollte man sich die Rezension durchlesen, um den Schreibstil zu erkennen und nach überschwänglicher oder werbender Sprache mit extrem einseitigen Informationen zu suchen. Solche Bewertungen liefern genügend Anhaltspunkte, um sie vollständig ignorieren zu können. Wenn diese Faktoren jedoch unverdächtig sind, kann die Suche nach Fotos des Teams, der Führungskräfte oder der Räumlichkeiten eine große Hilfe sein, um einen vertrauenswürdigen Eindruck zu erhalten.

In weiterer Folge sollte nach personenspezifischen Reputationsfaktoren von Bewertenden gesucht werden, wie der Anzahl der Bewertungen, verdächtigen Bewertungsmustern, eventuell verliehenen virtuellen Abzeichen, einem echten Profilbild und einem echten Namen. Während das Profilbild, virtuelle Abzeichen und der Name oft neben der Bewertung angezeigt werden und selbsterklärend sind, können die anderen Faktoren schnell bewertet werden, indem man auf den oder die Bewerter:in klickt und seine oder ihre Bewertungshistorie überfliegt. Hierbei sollte man insbesondere auf das Erstellungsdatum des jeweiligen Profils achten. Wenn das Profil erst einige Tage alt ist und auch nur eine einzige Bewertung abgegeben wurde, lässt dies nicht auf eine hohe Vertrauenswürdigkeit schließen. Auf diese Weise haben Interessierte ein tieferes Verständnis für den oder die Bewerter:in und die jeweilige Bewertung, was es viel einfacher macht, der Bewertung zu vertrauen oder nicht.

Wann sind Bewertungen entscheidungsrelevant?

Bewerber:innen, die sich nähere Informationen zu einem Arbeitgeber einholen wollen, möchten eine reibungslose und vertrauensvolle Erfahrung machen, die es ihnen erleichtert, die vertrauensbildenden Faktoren schnell zu erkennen. Bewerber:innen sehen sich die verschiedensten Portale durch, um wichtige Informationen zu gewinnen. Findet der oder die Bewerber:in nur unzureichende Informationen, könnte dies als fehlende Digitalisierungsbereitschaft oder Unwilligkeit zur Onlinepräsenz des Arbeitgebers gedeutet werden, was zu einem Ausschluss des Unternehmens im Entscheidungsprozess führt. Auf der anderen Seite deutet eine gut gepflegte Onlinepräsenz auf Bewertungsportalen, einschließlich Antworten auf Bewertungen, darauf hin, dass sich der Arbeitgeber um eine stimmige Onlinesituation bemüht und auch bereit ist, Feedback von Mitarbeiter:innen online zu präsentieren.

Danke Sebastian, dass du uns einen Einblick in deine Erkenntnisse gewährt hast!

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