Woran erkennt man, ob die neue Firma hält, was sie verspricht?

In der IT-Branche wird der „War for Talents“ in den letzten Jahren besonders deutlich sichtbar. IT-Unternehmen versprechen das Blaue vom Himmel, wenn es darum geht, exzellente Kandidatinnen und Kandidaten anzuwerben.

Sandra Sonderegger, Head of Recruiting, Learning & Development bei RUBICON hat sich auf die Suche nach einer Antwort auf die Frage gemacht, wie IT-Fachkräfte ihren zukünftigen Wunsch-Arbeitgeber finden können.

1. Das Vorstellungsgespräch wird fachkundig geführt

Das Vorstellungsgespräch ist die ideale Chance um herauszufinden, ob ein Unternehmen der nächste Arbeitgeber werden soll. Dabei geht es nicht um die perfekte Gesprächssituation, sondern um ein respektvolles Gespräch auf Augenhöhe und das sich daraus ergebende Gesamtbild für Bewerber:innen.

Woran erkennt man nun, ob die Arbeitsplatz- und Jobbeschreibung halten, was sie versprechen?

• Gesprächssituation: Das Jobinterview führt eine Person, die mit den geforderten IT-Skills und Tech-Anforderungen der Stelle vertraut ist. Sie kann inhaltliche Fragen zu konkreten Aufgaben beantworten. Im besten Fall ist das die zukünftige Führungskraft. Das spart allen Beteiligten unnötig Zeit, wenn der technische Stack, die gegenseitige Erwartungshaltung oder der Team-Fit nicht passen.
• Aufgaben: Sollen Lösungen im Rahmen des Vorstellungsgesprächs ausgearbeitet werden, haben diese einen sinnvollen und erkennbaren Bezug zur Stelle. Wichtig ist auch eine ausführliche Nachbesprechung. Fehler sind dabei kein KO-Kriterium. Sie führen dazu, dass im Gespräch gleich etwas Neues dazugelernt wird.
• Persönliche Entwicklung: Neben dem Beitrag, der für das Unternehmen erbracht werden soll, stellt auch die persönliche Entwicklung einen Schwerpunkt dar.
• Team: Nicht immer können alle Teammitglieder in den Recruitingprozess eingebunden werden. Was aber stets sein sollte: Dem Team, der Arbeitsweise und dem Miteinander wird bereits im Gespräch ein hoher Stellenwert eingeräumt.
• Fragen: Viel Raum für Fragen ist ein guter Hinweis auf eine offene Gesprächskultur im späteren Arbeitsalltag. Hier nimmt man sich entsprechend Zeit für Kommunikation.

Im Idealfall ergibt sich am Ende des Gesprächs ein rundes Bild zur Position und das in einer angenehmen Gesprächsatmosphäre. Bleiben die Wartezeiten kurz und werden die versprochenen Antwortzeiten eingehalten, ist das als weiteres gutes Zeichen zu werten.

2. Das Team und die Umgebung stimmen

Die Chance, das zukünftige Team kennenzulernen, Fragen stellen zu können und sich selbst auch als Teil des Teams zu spüren, ist für viele Jobsuchende wesentlich bei der Entscheidungsfindung.

Wird ein Schnuppertag mit dem Team angeboten, gelingt es einfacher, sich ein Bild von der zukünftigen Zusammenarbeit zu machen. Die Atmosphäre im Team sagt viel darüber aus, wie das Miteinander im Arbeitsalltag funktioniert. Zudem eröffnet der Schnuppertag die Chance zu überprüfen, ob die gegenseitige Chemie stimmt. Ein Besuch zeigt, wie die Arbeitsplätze ausgestattet sind und in welchem Umfeld das Team arbeitet.

3. Die Mitarbeitenden bestätigen die Versprechen ihres Unternehmens

Durch die Präsenz von Unternehmen auf Social Media Kanälen, Informationen auf der Website sowie Profilen auf Job- und Bewertungsportalen lässt sich viel über den zukünftigen Arbeitsplatz in Erfahrung bringen. Selbstverständlich zeigt sich jede Organisation von ihrer besten Seite. Es lohnt sich nachzuspüren, wie authentisch diese Informationen rund um den Unternehmens- und Arbeitsalltag wirklich sind.

Wer jemanden im Unternehmen kennt, hat die vertrauenswürdigste aller Quellen zur Verfügung: Mitarbeiter:innen, die ihren eigenen Arbeitgeber weiterempfehlen und berichten, wie sie das Unternehmen wahrnehmen. Im besten Fall bestätigen sie, was das Unternehmen im Außenauftritt verspricht.

Doch auch ohne persönliche Kontakte im Unternehmen lässt sich zumindest durch das Vorstellungsgespräch viel Einblick gewinnen. Was wird im Interview erzählt und hervorgehoben? Wirkt das Erzählte ehrlich und authentisch? Macht es der Person Spaß, darüber zu berichten?

4.Das Unternehmen weiß, was IT-Fachkräfte wollen

Zeitgemäße Unternehmen haben sich darauf eingestellt, was sich IT-Spezialisten wünschen. Dies zeigt sich im konkreten Angebot und den vertraglichen Vereinbarungen. Ein marktkonformes Gehalt, flexible Arbeitszeiten, möglichst viel Gestaltungsspielraum (Home-Office, Arbeitsplatzausstattung, …), stehen ganz oben auf der Liste der Must-Haves. Ein attraktives Angebot mit einem entsprechenden Dienstvertrag schafft eine gute Basis für den gemeinsamen Start.

Was danach kommt, ist nicht weniger wichtig, auch wenn es nicht unmittelbar verifiziert werden kann:

IT-Spezialisten wollen gefordert, aber nicht überfordert werden. Sie wollen sich offen einbringen und für Veränderungen sorgen, wo dies möglich ist: Nach der persönlichen Meinung gefragt werden, selbst wenn die eigene fachliche Erfahrung dafür vielleicht noch nicht umfassend vorhanden ist. Im Idealfall geschieht dies in einer Unternehmenskultur, in der Fehlertoleranz kein Fremdwort ist. In der Arbeit Sinn zu finden, ist ebenso relevant, wie die verwendeten Technologien oder die Arbeit an interessanten Projekten. Denn Entscheidungen verstehen und mittragen zu können, ist ein wesentliches Element, wenn es um Commitment und Zugehörigkeit geht.

Wenn sich mehrere – oder optimalerweise alle – der hier angeführten Punkte bestätigen, stehen die Chancen insgesamt sehr gut, dass der neue Job hält, was er verspricht.